Isaac Cart

Cart wurde wahrscheinlich 1811 in Morges, einer Gemeinde des Schweizer Kantons Waadt geboren, denn 1841 wird er in der englischen Volkzählung als 30 Jahre alt gelistet. Offenbar hat er seine Verlobte Fanny Louise Franziska Peneveyre, deren Familie aus demselben Kanton zu kommen schien, mit nach England gebracht. Sie wurde in der 1841er Volkszählung für die Gemeinde Saint George Hanover Square in Westminster als Dreißigjährige aufgeführt, dazu noch ihre und Isaacs Tochter „Miss Cart“, die zu dem Zeitpunkt drei Monate alt war. Geheiratet haben Fanny und Isaac in England kurz nach Prinz Albert und Queen Victoria, und zwar am 1. April 1840.
Ein Jahr später wurde ihre erste Tochter geboren. Der treue Diener Cart wählte den Namen Albertine für seine Erstgeborene aus. Ihre zweite Tochter, deren Geburt für das Quartal Juli bis September 1842 registriert ist, wurde prompt Victoria genannt. Die dritte Tochter, Charlotte, wurde 1844 geboren, und ein viertes Kind muss im Frühjahr 1846 geboren worden sein, denn am 4. Mai 1846 schrieb Prinz Albert an seine Stiefgroßmutter Karoline: „…Mein armer Cart, der im selben Frühjahre mit uns sich verheurathete hat dieser Tage seine Frau in den Wochen verloren. Der arme Mann ist außer sich und hat nun 4 ganz kleine Kinder (das letzte wenige Tage alt) auf den Händen. …“ Das vierte Kind muss aber auch gestorben sein, denn im Hauptregister von 1858 wurden die oben genannten drei Töchter als seine einzigen Kinder aufgeführt. Scheinbar sind Isaacs Schwägerinnen zur Hilfe gekommen, die Mädchen aufzuziehen, denn in der 1850iger Volkszählung werden auch Andrienne und Emilie Peneveyre aufgeführt, die zu dem Zeitpunkt mit den drei Mädchen in 8 Chapel Street in der Gemeinde Saint George Hanover Square in Westminster lebten.
1858 begaben sich Victoria und Albert mit einigen ihrer Kinder auf eine Reise durch Deutschland. Isaac Cart scheint Urlaub bekommen zu haben, denn er reiste mit seinen Töchtern und Schwägerinnen in die Schweiz, um Familie und Freunde zu besuchen. Diese Reise sollte aber seine letzte sein, denn wenige Tage nach seiner Ankunft in der Schweiz erkrankte er. Auf dem Weg nach Lausanne, am 10. Juli, erlitt er einen ersten Herzanfall. Die Atembeschwerden vermehrten sich zunehmend und am 7. August 1858 starb Cart und hinterließ drei Töchter. Queen Victorias Tagebucheintrag vom 12. August vermerkte:

„…Beim Anziehen kam Albert, ganz blass, mit einem Telegramm in der Hand herein und sagte: „Mein armer Cart ist gestorben“. Vor einigen Tagen hörten wir, dass er gefährlich krank sei und einen Herzinfarkt erlitten hatte, was uns sehr beunruhigte, aber wir waren voller Hoffnung. Er starb plötzlich bei Morges an Angina pectoris [Brustenge]. Der gute Cart war beim liebsten Albert seit seinem 7. Jahr, ein ganz unschätzbarer Mann, gut ausgebildet, durch und durch vertrauenswürdig, ihm [Albert] ergeben, überlegen im wahrsten Sinne des Wortes, – ein stolzer, unabhängiger Schweizer, der ganz „un homme de confiance“[ein Mann des Vertrauens] war. Ich kann nicht an Albert ohne ihn denken, er schien ein Teil von ihm zu sein. Es ist ein schwerer Verlust & mein armer Albert fühlt es schrecklich. …”1

Carts älteste Tochter Albertine ging nach England zurück, denn in der 1861iger Volkszählung ist sie als „Governess“ [Gouvernante] bei der Familie Barret im Claremont, Parish of The Holy Trinity, Municipal Borough of Hastings gelistet. Hier ist sie mit zwanzig Jahren als unverheiratet aufgeführt, und unter der Spalte „Where Born“ [wo geboren] ist vermerkt: „London, Swiss Subject“. Es konnte noch nicht ermittelt werden, was später aus ihr oder ihren Schwestern geworden ist. Andrienne Peneveyre, die Tante der Mädchen, verbrachte ihr restliches Leben in Morges, wo sie 1869 im Alter von 54 Jahren starb.

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1 English original: “…While dressing Albert came in, quite pale, with a telegram in his hand, saying, „my poor Cart has died“. We heard a few days ago that he was dangerously ill with congestion of the heart, which alarmed us very much, still, we were full of hope. He died suddenly at Morges of angina pectoris. Good Cart was with dearest Albert from his 7th year, a quite invaluable man, well educated, thoroughly trustworthy, devoted to him, superior, in every sense of the word, — a proud, independent Swiss, who was quite „un homme de confiance“ [ein Mann des Vertrauens]. I can’t think of Albert without him, he seemed quite part of himself. It is a grievous loss & my poor Albert feels it dreadfully. …”, 12 August 1858, Queen Victoria’s journals