Andrew Dehler
Dehler, der in der 1841er Bewohnerliste des Buckingham Palastes ebenfalls als Dreißigjähriger gelistet ist, lernte seine zukünftige Frau genau dort kennen. Zwei Jahre nach seiner Ankunft in England heiratete er am 30. März 1842 Eunice Stegglas. Im selben Alter wie Dehler, diente sie als Dienstmädchen im königlichen Haushalt. Auf der Heiratsurkunde ist vermerkt, dass Andreas Dehlers Vater, Lorenz Dehler, ein Musiker war und Eunices Vater, William Stegglas, ein Tischler. Ein John Andrew Dehler wurde im vierten Quartal der Gemeinde Saint George Hanover Square in Westminster 1843 zur Geburt angemeldet. Vielmehr ist über die Familie in offiziellen englischen Dokumenten nicht zu finden. Das wird daran liegen, dass Dehler mit Familie nach Coburg zurückkehrte. Ende April 1847 machte er einen Kurzbesuch in Coburg1 bei dem er wohl schon um Unterkunft für sich und seine Familie suchte, denn am 11. Mai schrieb dann Baron Stockmar an Albert:
„…Dehler der sich bereits ein Logis gesucht und genommen hat, ist auch über die Höhe der Preise allerdings erstaunt und bedenklich geworden und hat mir seine allerdings gegründete Besorgnis für die Zukunft mitgetheilt. Ich habe da für ihn unumgängliche nötige Budget durchgerechnet und gefunden, daß er mit Frau und 7 Kindern mit 600 fl. [Gulden] allerdings sehr knapp, wenn nicht gar ärmlich sich wird behelfen müßen. Ich habe ihm daher versprochen, Eh. Hoheit nochmalig Vortrag darüber zu machen, und glaube im Interesse des Herrn wie des Dieners rathen zu müssen, ihm 700 fl. auf jeden Fall und wollen Ebh. (?) zukünftiger, vielleicht gegründeter Reclamationen ganz sicher sein, 750 fl. bis 800 fl. verwilligen zu wollen. Die Ordnung und der ordentliche Fortbestand des Dehlers Hauswesens, muss wie in allen Fällen vom ersten Anfange und von der Moeglichkeit im ersten Jahre ohne Schulden auszukommen, abhängen. Geben Sie ihm jetzt daher nicht die hinreichenden Mittel dazu, so bleibt Geldverlegenheit und Bitte um Hülfe nicht aus und … haben als Zusatz zu diesen Unbequemlichkeiten noch die wahrscheinliche Aussicht, daß die letzte Hülfe im Ganzen Sie mehr gekostet haben möchte, als wie permanente Vermehrung seines Gehaltes vom Anfange an. Da Ihnen übrigens Dehler bereits 10 Jahre gedient, und die Ursache seiner Entfernung nicht in seinen Dienstleistungen begründet ist, so möchte es zu vermeiden sein, hier im Laufe der Zeit die Meinung entstehen zu lassen, dasselbe sei aus England ohne die nöthige Subsitenz Mittel ins Vaterland zurück versetzt worden. …“
Am 29. Mai 1847 berichtete Prinz Albert, dass Dehler alle Depechen von Stockmar überbracht habe. Dehler sollte durch Löhlein ersetzt werden. Im selben Brief schrieb Albert:
„…Gegen Dehler will ich nicht knickerig sein und erkenne Ihre Gründe wohl an. Doch muß ich mir selbst meine Lage auch nicht zu sehr erschweren. Jetzt will schon Benda der von Dehler Pension gehört hat sich pensioniren lassen und nach Koburg gehen ohne irgend ein Motiv und sagt ich werde ihm der sich gut aufgeführt hat doch nicht weniger geben, als denen die sich schlecht aufgeführt haben. Anson, der sich freut einen Deutschen mehr los zu werden encouragirt ihn, glaube ich, unter der Hand in seinem dummen Verlangen. …“
Dies zeugt auch davon, dass die deutschen Angestellten im englischen königlichen Haushalt nicht immer willkommen waren.
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1 Am 27. April 1847 schreibt Prinz Albert an seinen Bruder Ernst: „Dehler geht heute nach Koburg um den armen Kohl, der die letzte Zeit hier geisteskrank geworden ist, zu seinen Eltern und nach seiner Heimath zu bringen, wo er besser aufgehoben sein wird als hier und sich vielleicht wieder erholen wird. Hast du mir irgend etwas besonderes zu schreiben oder schicken, so kann Dehler es zurückbringen wenn er wieder abgeht, was in 14 Tagen später der Fall sein wird. …, LA A 6973-113–115