Der Umzug nach London
Das Leben einer oder eines Bediensteten im 19. Jahrhundert bedeutete oft, das Zuhause verlassen zu müssen, um im Hause einer Adels- oder Hochadelsfamilie zu arbeiten. Für die Angestellten von Prinz Albert brachte dessen Heirat mit Queen Victoria ein Umsiedeln in ein völlig fremdes Land mit sich. Es bedeutete, sich langfristig von Familie, Freunden und der Heimat zu trennen.
Prinz Alberts Diener gingen mit dem Umzug verschieden um. Einige von ihnen passten sich der neuen Heimat gänzlich an, heirateten eine Engländerin und gründeten dort eine Familie. Andere gingen nach einigen Jahren treuen Dienstes wieder in ihre Heimat zurück ohne Wurzeln geschlagen zu haben, während wiederum andere ihre zukünftigen Ehepartner mit nach England brachten, um dort eine Familie zu gründen. Von letzterer Kategorie kehrten einige auch in ihre Heimat zurück, wobei hier noch teilweise zu erforschen ist, ob sich deren Kinder in England ansiedelten oder nicht.
Wen Prinz Albert mit nach England nehmen wollte, beschrieb er in einem Brief an seine Stiefgroßmutter Karoline vom 4. Dezember 1839:
„…Eine Unsumme von Leuten vom In und Auslande wollen alle mit mir gehen und angestellt sein.
Mit mir gehen werden folgende Personen: als Secretär der Finanzrath Schenk mein ehemaliger englischer Sprachlehrer der 10 Jahre beim verstorbenen Herzog von Kent als Sectr. gewesen war. Als Bibliothekar Dr. Prätor ein junger Gelehrter und Professor von hier. Als Stallmeister der bekannte […] Meyer von Dresden. Als Kammerdiener Cart. Als Coiffeur der französische C. v. Papa de Virginy als Koch der K. Müller der bei der seligen Mama war, 2 Jäger (Wilke von Gotha, Benda v. hier). Mein bisheriger Lakai Dehler und meine beiden bisherigen Reitknechte, Röting u. Greußlach. Als Adjutant geht derselbe Seymour mit der den Winter mit mir in Italien war; er ist schon hier. …“
1847 trafen Rudolph Löhlein und Karl Friedrich Jungbluth in London ein, als Kammerdiener und Dritter Meisterkoch Alberts.
Victoria und Albert beschäftigten außer einem englischen auch immer einen deutschen Privatsekretär. Dieser war für die deutsche Korrespondenz verantwortlich, und in Alberts Fall hatte er zusätzlich als Bibliothekar zu dienen. Während der zwanzig Jahre, die Albert in England lebte, beschäftigte er vier deutsche Privatsekretäre – Dr Eduard Praetorius, Dr Friedrich Carl Meyer, Dr Carl Ruland und Dr Ernst Becker. Außer ihnen und seinen persönlichen Bediensteten engagierte Albert eine Reihe anderer Personen. Eine besondere Rolle spielen hier deutsche Künstler, die er regelmäßig mit Aufträgen versorgte, wie zum Beispiel Franz Xaver Winterhalter, Ludwig Grüner und Carl Haag. Alle lebten zeitweilig in England. Schließlich gab es zwei Personen, die eine ungemein wichtige Stellung in Alberts Leben einnahmen – Rat Johann Christoph Florschütz, sein Lehrer, und Baron Christian Friedrich von Stockmar, sein engster Berater. Beide wurden lebenslange Freunde Alberts, zogen aber nicht gänzlich mit ihm nach England. Trotzdem werden sie wegen ihres hohen Stellenwerts für Albert mit in die Ausstellung einbezogen.