Johann Christoph Florschütz
Johann Christoph Florschütz wurde am 29. März 1794 in Coburg geboren. Er war der Sohn eines Coburger Gymnasiallehrers, besuchte das Gymnasium Casimirianum und studierte danach Philosophie und Theologie in Jena. Die Prüfung zum Predigerkandidat bestand er 1815 in Coburg, wurde dann aber Hauslehrer der Söhne der gräflichen Familie Mensdorff-Pouilly – Cousins von Ernst und Albert. Herzog Ernst I. von Sachsen, Coburg und Gotha berief ihn im Mai 1823 zum „Herzoglichen Rat und Prinzen-Instructor“ für seine eigenen Söhne. Oft als „Mutterersatz“ bezeichnet, widmete sich Florschütz umfassend den beiden Prinzen. Von ihnen „Herr Rath“ genannt, war er ihr Lehrer, Begleiter und später lebenslanger Freund. In den ersten Jahren machte Florschütz „die Förderung von Spiel und Bewegung unter freiem Himmel – Geschichten zu erzählen oder Bilder zu erklären“ zur Hauptbeschäftigung der Prinzen. Später, im formelleren Unterricht, lehrte er die Prinzen Religion, Geschichte, Geographie, Philosophie und Latein. Mathematik und Deutschunterricht wurde von externen Tutoren übernommen. Prinz Ernst kommentierte in seinen Memoiren die Unterschiede zwischen dem Unterricht, den die Knaben erhielten und dem, der in dieser Zeit im Coburger Gymnasium Casimirianun üblich war:
„Wir erhielten gar keinen griechischen Unterricht, wogegen uns Naturgeschichte, Chemie und Physik in einer Ausdehnung geläufig gemacht wurden, welche damals in Deutschland ganz ungewöhnlich war.“
„… Wir wurden vorurtheilsloser erzogen als viele andere Prinzen. […] Der Mangel am griechischen Unterricht wurde durch eine ausgebreitete Lektüre von Uebersetzungen oder Nachbildungen der classischen Literatur und durch sorgfältigen und ersten Betrieb der neueren Sprachen ersetzt.“
Florschütz selbst sagte über Prinz Albert, dass dieser leicht zu unterrichten war und dass Lernen ein Vergnügen und keine Last für ihn bedeutete. Florschütz begleitete die Prinzen auch auf ihren Studienreisen. Briefe von Albert an Florschütz zeugen von einer großen Vertrautheit.
Selbst persönlichste Gedanken vertraute er seinem Lehrer an. So schrieb er 1838, dass er alles tun wolle, dass Victoria sich wirklich für ihn entscheidet – selbst Dinge, die ihm widerstrebten.
„Ich will mit einem solchen Gemisch von Geziertheit, Frechheit, Ungeniertheit, Leichtigkeit, Geschwätzigkeit über nichtssagende Gegenstände, … Amüsirtsein, Geläufigem … mich werfen von Französischen, Englischen und Italienischen Ausdrücken wiederkommen, daß man mich als eleganten Weltmann des 19ten Jahrhundert betrachten soll. (…) Es ist heut zu Tage unumgänglich nothwendig. Ich werde zwar im stillen zuweilen schaudern wenn ich mich betrachte; ich hoffe aber alles dies wird nur ein Firnis sein, der den Kern nicht anfrisst.“
1839 heiratete Florschütz Therese, die Tochter des Coburger Generalsuperintendenten Wilhelm August Genßler. Mit ihr hatte er eine Tochter, die später den Landgerichtsrat Heß in Meiningen geheiratet haben soll. Auch nach Alberts Umzug nach England brach der Kontakt nicht ab. Beim letzten Besuch Alberts in Coburg im Jahr 1860, sahen sich die beiden noch einmal persönlich. Die hier gezeigte Fotografie von Florschütz ist ein Albumendruck von 1860 und wurde von Albert erworben. Sie befindet sich heute in der königlichen Sammlung in Schloss Windsor.
Die heutige Hotelpension Bärenturm an der Untere Anlage 2 in Coburg war einst Teil der Stadtbefestigung und beherbergte von 1822 bis 1833 in ihrem „Bärenturm“ tatsächlich zwei junge Bären. Später wurde das Gebäude auf herzogliche Kosten als Wohnhaus für Florschütz umgebaut. Der Lehrer und Freund lebte dort, bis er nach kurzer Krankheit am 8. Januar 1882 im Alter von fast 88 Jahre starb.