Friedrich Carl Meyer
Friedrich Carl Meyer – Dienstzeit: 1846–Mai 1851
Friedrich Carl Meyer (1805–1884) kam 1846 nach London, um Eduard Prätorius abzulösen. Dies war aber nicht sein erster Besuch in Großbritannien, denn laut dem ‘Centre for Advanced Welsh and Celtic Studies‘, reiste Friedrich Carl Meyer 1844–5 nach Wales nachdem er 1842 den Walisischen Essay-Wettbewerb „Abergavenny Eisteddfod“ gewonnen hatte. Auf seiner Reise wollte er sich der walisischen Kultur und deren Menschen nähern sowie Bibliotheken besuchen. Nachdem er die Stelle als Privatsekretär in London angenommen hatte, gab er nach Auskunft des Zentrums weiterhin finanzielle Unterstützung für kulturelle Institutionen in Wales. Er hielt auch Vorträge über die walisische Sprache in Oxford und stattete die königliche Bibliothek mit einem Kanon der keltischen Literatur aus. Meyer hatte Prinz Albert auch versprochen ein Buch über die walisische Sprache zu schreiben. Im Juni 1850 beklagte sich Albert dann, dass dieses Werk immer noch nicht vollendet sei.
Überhaupt war Prinz Albert mit Meyer nicht zufrieden. Albert hatte zwar ein gutes Verhältnis zu ihm aufgebaut und glaubte auch, dass dies zu bleibender Freundschaft führen würde; er fand Meyer zuverlässig, gutmütig und regsam, und Meyer habe auch den „deutschen Eifer mit zur Sache gebracht“, aber ein Geschäftsmann sei er leider nicht. Laut Albert hatte Meyer „keinen Sinn für Methode, Ordnung, Pünktlichkeit, Genauigkeit, Reinlichkeit &c &c Sie kennen den Werth der Zeit nicht.—“ All dies, sowie Meyers Unvermögen, sich dem englischen Hof anzupassen, gaben Albert letztendlich Anlass Meyer gehen zu lassen. Schon im Herbst 1847 gab es Ärger, da Meyer den Damen am Hofe zu aufdringlich war. Albert musste ihn wohl mehrmals ermahnen, und obwohl Meyer sich besserte, schrieb Albert ihm im Juni 1850:
„Während ich lobend anerkennen muß, daß Sie sich große Mühe gegeben haben, die Verstöße gegen Form u. hergebrachte Schicklichkeit zu vermeiden, auf welche ich Sie früher aufmerksam gemacht habe u. mit Freuden bemerkte, mit welcher Gutmüthigkeit u. Gefälligkeit Sie bereit sind, Andern behülflich zu sein wo sie nur können, so kann ich Ihnen doch nicht verbergen, daß es Ihnen nicht gelungen ist sich im Hause oder bei der Gesellschaft beliebt zu machen, vielmehr finde ich nach fortgesetzter u. genauer Prüfung u. Beobachtung, daß der Foreigner, der dem Engländer überhaupt unangenehm ist, in Ihrer Person noch unlieber gesehen wird als gewöhnlich, u. besonders v. dem weiblichen Theile des Hofes, ja ich möchte sagen, ohne Ausnahme, woran Ihre große Lebhaftigkeit, Ihre an Neugier grenzende Wißbegierde u. Mangel an dem feineren tacte du grand monde Schuld tragen mag.“
Albert war bitter enttäuscht und musste Meyer fortschicken. Sie überstürzten aber nichts und Meyer blieb noch bis Ende des Jahres. Scheinbar ist Meyer nach Heidelberg gezogen, denn Prinzessin Augusta berichtete in einem Brief1 , dass Meyer dort wohne und seiner Arbeit nachgehe. Albert und Meyer blieben nach dessen Abreise von London im Kontakt, was mehrere Briefe beweisen.
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1 VIC/MAIN/Y/123/51, Letters The Princess of Prussia, letter 51: Baden on 25 June 1851