Carl Ruland

Carl Ruland – Dienstzeit: Januar 1860–1864

Carl Ruland kam am 15. Juli 1834 in Frankfurt am Main zur Welt und studierte in Bonn und Tübingen Philosophie und Kunstgeschichte. Während seiner Anstellung als Deutsch- und Französischlehrer an der Frankfurter Musterschule, erhielt er 1859 ein Telegramm von Ernst Becker, dem damaligen Bibliothekar und Privatlehrer der Kinder von Queen Victoria und Prinz Albert. Dieser schlug ihn als seinen Nachfolger vor und bat ihn, sofort nach London zu kommen. Ruland folgte dem Ruf und arbeitete fortan nicht nur als Lehrer von Victorias und Alberts ältesten Söhnen, Edward und Albert, sondern kümmerte sich auch um die deutschsprachigen Bibliotheken und regelte Ankäufe für die königlichen Sammlungen. Am 14. Dezember 1861 schrieb er in einem Telegramm an seine Eltern:

„Zehn Minuten vor 11 starb der Prinz! Sein Tod ist ein Unheil für seine Familie, für England, für ganz Europa. Was er als Mensch war, davon kann niemand besser reden als ich; hat er mich doch von der ersten Stunde an fast wie einen Sohn behandelt.“

Offensichtlich auf Bitten Queen Victorias blieb Ruland auch nach Alberts Tod am königlichen Hof und arbeitete von da an als Queen Victorias Privatsekretär. Er blieb auch weiterhin der Erzieher der Kinder und brachte ihnen unter anderem auch Deutsch bei. 1870 zurück in Deutschland, übernahm Ruland die Leitung der Großherzoglichen Kunstsammlungen und Museen in Weimar und wurde 1885 zusätzlich Direktor des neu gegründeten Goethe-Nationalmuseums. Ruland hatte während seiner Zeit in England enge Kontakte mit englischen Sammlern und Kunsthändlern geknüpft, die ihm in seiner neuen Position sehr nützlich waren. 1873 heiratete Ruland die ehemalige Weimarer Hofschauspielerin Marie Schulz. Ein Jahr später wurde ihr Sohn Carl Günther geboren. Von 1899–1906 war Ruland Präsident der Goethe-Gesellschaft. 1894 wurde er Mitglied der Erfurter Akademie und wirkte als Autor an der Allgemeinen Deutschen Biographie mit. Am 13. November 1907 starb er in Weimar im Alter von 73 Jahren.