Baron Christian Friedrich von Stockmar
Auf der linken Seite des Heiratsvertrags von Königin Victoria und Prinz Albert hat eine große Zahl englischer Würdenträger unterschrieben. Auf der rechten Seite, die dem Haus Coburg vorbehalten war, steht nur ein Name: Stockmar.
Baron Christian Friedrich von Stockmar war ein Mann ohne offizielles politisches Amt, der bei der Anbahnung der Hochzeit im Hintergrund die Fäden zog. Albert und Victoria betrachteten ihn beide als ihren Freund und Mentor. Besonders für Albert wurde er fast eine Vaterfigur und Stockmar schrieb seinerseits: „Ich liebe ihn wie einen Sohn“.
Baron von Stockmar wurde 1787 in Coburg geboren. Als Arzt nahm er an den napoleonischen Befreiungskriegen teil und bewohnte später, zusammen mit seiner Familie, ein Stadthaus in der Webergasse 21. Als er selbst nicht mehr reisen konnte, besuchten ihn dort nicht nur Albert und Victoria, auch Victorias Tochter Vicky und ihr Mann, der spätere Kaiser Friedrich III., waren dort zu Gast.
Stockmar war eine „Graue Eminenz“ – einer, der im Hintergrund Verhandlungen führte, Verträge vorbereitete und Wege ebnete. Mit dem belgischen König Leopold, dessen Leibarzt Stockmar war, verband ihn eine lebenslange Freundschaft. In Berichten und Briefen hielt der Baron fest, wie zielgerichtet dieser die Heirat Victorias und Alberts aus dem Hintergrund steuerte. Als inoffizieller Diplomat, war es Stockmars Aufgabe, die Verbindung von Victoria und Albert vorzubereiten, noch bevor die beiden selbst davon wussten.
Anfangs war Stockmar zurückhaltend in der Beurteilung des jugendlichen Prinzen, den er nur wenig kannte. In Briefen an Leopold beschrieb er Albert als „schöner Jüngling“, der eine „frappante Ähnlichkeit“ mit seiner Mutter habe. Seine körperliche Konstitution schätzte er als „nicht kräftig“, ein und bemerkte: „Er wird im Ganzen stets bei Männern mehr Glück als bei Damen machen. Er ist bei diesen zu gleichgültig und zurückhaltend.“
Stockmar, der sein halbes Leben beratend zwischen den Höfen in London und Brüssel zugebracht hatte, starb 1863 in Coburg. Die vier regierenden Häuser aus England, Belgien, Preußen und Coburg, denen er besonders nahe stand, dankten ihm nach seinem Tod mit der Ausgestaltung der Familiengruft in Coburg und einer Gedenktafel. Unter der Widmung steht der Satz: „Ein treuer Freund liebet mehr und stehet fester bei denn ein Bruder“.