Einleitung

Zu den Feierlichkeiten, die dieses Jahr zu Ehren Queen Victorias und Prinz Alberts anstehen, haben sich die Organisatoren vorgenommen, auch Dinge zu zeigen, die allgemein in Vergessenheit geraten sind: zum Beispiel die Menschen, die hinter den beiden großen Persönlichkeiten standen und halfen, den königlichen Haushalt zu besorgen. Als Albert 1840 nach England zog um Queen Victoria zu heiraten, nahm er vertraute Mitglieder seines Haushalts, die schon in Coburg in seinen Diensten standen, mit. Sie sorgten nicht nur für sein leibliches Wohl und führten diverse Arbeiten für ihn aus, sondern erleichterten ihm auch die Trennung von seiner Heimat und blieben ihm Bezugspunkt zu Coburg bis zu seinem frühen Tod. Diese Menschen sollen hier ins Licht gerückt werden.

Um sie einem breiteren Publikum auch visuell vorzustellen, haben wir eine Auswahl an Fotografien zusammengestellt, die bis Ende 2019 auf großen Tafeln in verschiedenen Einzelhandelsgeschäften in Coburg – sowie elektronisch im Besucherzentrum des Osborne Hauses auf der Isle of Wight in England – zu sehen sind.

Die Fotografien, freundlicherweise vom Royal Collection Trust zur Verfügung gestellt, sind wertvolle Beispiele früher Fotografie. Die meisten Bilder, die in dieser Ausstellung gezeigt werden sind Albumen prints [Albumendrucke]. Sie folgten dem Verfahren der Daguerreotypie, die von dem französischen Maler Louis Jacques Mandé Daguerre zwischen 1835 und 1839 entwickelt wurde und das erste kommerziell genutzte Verfahren in der Fotografie war. Es dauerte zwanzig Jahre bis es von anderen Techniken abgelöst wurde. Ein Albumendruck war das erste kommerziell verwertbare Verfahren zur Herstellung eines Fotodrucks aus einem Negativ auf Papierbasis. Prinz Albert, der immer offen für neue wissenschaftliche und technologische Entwicklungen war, nahm diese neue Erfindung mit Begeisterung an und gab ganze Fotoserien in Auftrag. Sich selbst ließ er 1842 das erste Mal ablichten, und danach, beinah obsessiv, alles, was man damals fotografieren konnte: seine Familie, die königlichen Residenzen, englische und schottische Landschaften, Stadtansichten, seine Jagden, Schiffe und die Küste Englands. Dies galt in erster Linie, um die königliche Familie volksnah zu bringen und dadurch beliebter zu werden. Auch wurden Ablichtungen der Werke Raphaels in Auftrag gegeben, des italienischen Meisters der Hochrenaissance, den Albert hoch verehrte. Dafür wurden Fotografen um die ganze Welt geschickt. Der englische Fotograf Francis Bedford reiste im Jahr 1856 nach Coburg, um die herzoglichen Residenzen in Alberts Heimatstadt zu fotografieren. Dutzende Fotoalben und tausende von Fotografien werden immer noch in der königlichen Sammlung in Windsor aufbewahrt. Darunter gibt es vier Alben mit Bildern, die – wie erwähnt – die Personen von Victorias und Alberts englischem und deutschem Haushalt fotografisch festgehalten haben.

Der Betrachter der Ausstellung wird bemerken, dass es sich bei den Porträtierten fast ausschließlich um Männer handelt. Natürlich gab es auch Frauen in Queen Victorias und Prinz Alberts Haushalt. In der Liste der Bewohner des Buckingham Palastes sind in der englischen Volkszählung von 1841 zum Beispiel 48 weibliche Beschäftigte aufgelistet. Die meisten von diesen Frauen haben aber eher in Victorias Diensten gestanden und waren englischer Herkunft, wohingegen Alberts deutsche Bedienstete sämtlich Männer waren. Die Zusammensetzung unserer Ausstellung reflektiert diesen Umstand.