Eduard Prätorius
Eduard Prätorius – Dienstzeit: 1840–1846
Eduard Prätorius (1807–1855) war ein junger Gelehrter, der sich schon in Coburg in Alberts Diensten verdient gemacht hatte. Er wurde 1807 in Coburg geboren und studierte ab 1826 Geschichte und Philosophie in Jena, Heidelberg und München. In Tübingen promovierte er. Um die Stelle zum „Professor der Geschichte“ am Coburger Gymnasium Casimirianum, bemühte er sich nach seiner Promotion vergebens. 1832 lernte er dann Baron Stockmar kennen, der ihn unter seine Fittiche nahm, ihm Bücher lieh und ihn auch in neuerer Geschichte und Politik unterrichtete. Über den Oberhofmarschall von Wagenheim wurde Prätorius dann 1834 bei den jungen Prinzen Ernst und Albert eingeführt. Prätorius begann nun im Oktober 1834 den Prinzen Vorträge über neuere Geschichte zu halten, die auch während des Jahres 1835 fortgesetzt wurden. Stockmar hatte geplant, Prätorius mit den Prinzen nach Bonn zur Universität zu schicken, was aber von Rath Christoph Florschütz, dem Tutor der Prinzen, verhindert wurde. Laut Prätorius betrachtete dieser „meinen Unterricht immer scheel und eifersüchtig“1. 1839, nach abermals fehlgeschlagenen Versuchen eine Professur am Coburger Gymnasium zu bekommen, erhielt Prätorius die Aufsicht über das herzogliche Kupferstichkabinett in Coburg. Zudem sollte er das alte Staatsarchiv ordnen.
Nachdem Prinz Albert seine Verlobung mit Queen Victoria bekannt gegeben hatte, engagierte er Prätorius als seinen Privatsekretär nach England. Eines seiner ersten Werke im Dienst von Prinz Albert war ein Aufsatz über die Verdienste des Hauses Sachsen um den Protestantismus. Der Aufsatz war für die englischen Zeitungen bestimmt und sollte Gerüchten, dass Prinz Albert katholisch sein könnte, entgegenwirken.
In der englischen Volkzählung von 1841 ist der junge Privatsekretär als Bewohner des Buckingham Palastes als Edward Praetorius mit 30 Jahren aufgeführt. Da sich Prätorius und Prinz Albert relativ jung trafen, sie eine gemeinsame Heimat verband, und sie eng zusammenarbeiteten, entstand ein inniges Verhältnis. Nach Stockmars Abreise aus London im Sommer 1840 schrieb ihm Albert:
„Ich unterhalte mich viel mit Prätor über Sie, da wir beide unsren Verlust gleich tief empfinden. Alle Tage um 5 glaube ich immer Sie müssten zur Thüre herein treten. Doch müssen Sie nicht glauben, daß mit Ihnen auch alle Ihre guten Lehren, Rathschläge und Grundsätze abgereist sind. Ich hoffe einen großen Schatz davon hier behalten zu haben. …“2
Prätorius hatte vielerlei Aufgaben. Vor allem hatten die Sekretäre die Aufgabe die finanziellen Interessen des Prinzen in seiner Heimat zu betreuen. So gibt es eine Anzahlt von Briefwechseln zwischen den Privatsekretären in England und Eduard Fischer, Alberts Finanzrat in Coburg. Am 14. August 1840 schrieb Prinz Albert an Stockmar, dass er Prätorius’ „hübschen Aufsatz über die orientalische Frage ins englische übersetzt“ hat. Die Privatsekretäre wurden also auch von Albert angeregt, wissenschaftliche Texte zu verfassen. Außerdem wurden Prätorius und seine Nachfolger beauftragt, Sendungen nach Coburg zu organisieren, wie zum Beispiel Objekte für die herzoglichen Sammlungen, oder auch deutsche Bücher vorzuschlagen und zu besorgen und überhaupt die gesamte Korrespondenz über deutsche Geschäfte zu übernehmen.
Am 1. November 1847 schrieb Prinz Albert an seinen Bruder, „Ich gebe diese Zeilen dem Dr Meyer mit der nach Koburg geht um mit Stockmar über Einiges Rücksprache zu nehmen, hoffentlich, ihn flott zu machen zu uns zu kommen ehe die schlechte Jahreszeit eintritt. Er ist Prätors Nachfolger. Dieser Ärmste ist nun auch der Quahl überhoben eine geliebte Frau lebendig vor seinen Augen verfaulen zu sehen. …“3 Auch schreibt Alberts Großmutter von Gotha, dass es ihr sehr leid tut, „daß dein armer Praetorius, die Aussicht hat seine arme kranke Frau, bald zu verlieren…“.
Dies deutet darauf hin, dass Prätorius eventuell in England geheiratet hat, und möglicherweise wegen des Ablebens seiner Frau nach Deutschland zurückgegangen ist. Dies konnte bisher jedoch nicht bewiesen werden.
Etwa drei Jahre später scheint Prätorius doch noch einmal geheiratet zu haben, denn Albert schrieb an Stockmar:
„Was sagen Sie zu Prätors neuen Heirath? Er kündigt sie mir als einen Entschluß an, nun ein thätiges Leben zu beginnen. Sein Gesuch seiner Frau einen Theil seiner Pension zu versprechen habe ich abgelehnt; was seinen Wunsch einen Titel oder etwas dergleichen zu erhalten anbetrifft, habe ich ihn an Sie um Rath verwiesen. Die Fortzahlung seiner Pension im Falle meines Todes hat ihm Victoria versprochen….“4
Eduard Prätorius starb aber noch vor Albert in Jahr 1855. Es konnte noch nicht ermittelt werden, ob er Kinder hatte. Sein Nachlass befindet sich im Archiv des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg. Dieser wurde von seinem Bruder Max Ludwig Praetorius (1813–1887), der ein Pferde- und Jagdmaler war, erworben.
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1 Zitiert von: Silvia Böcking, „Das Blatt, wo Seine Hand geruht…“ Die Autographensammlung von Prinz Albert und Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha, Jahrbuch der Coburger Landesstiftung, Band 57, 2013, S. 75.
2 RA/VIC/MAIN/Y/147, Letter 21: H.R.H. an Stockmar, muss in der ersten Augusthälfte 1840 geschrieben worden sein.
3 LA A 6973-143-144: H.R.H. and Duke Ernst II., Windsor Castle 1. November 1847
4 Albert an Stockmar, Brief nicht datiert aber zwischen zwei Briefen vom 16. Und 26. August 1849 archiviert.